Last episode on Nora Beyer´s „RIDE YOUR F**** BIKE! Von Nürnberg zum Nordkap in 30 Tagen“…
Die vermaledeite Route habe ich endlich auf mein GPS geschaufelt. Das Know-How von Velocita Custom Bicycles habe ich als Super-Joker im Rücken. Und langsam fliegt die Zeit und der Moment des Abschiednehmens vom heimeligen Bett und dem guten, alten bekannten Tageintagaus ist mehr als nur ein vager Schemen irgendwo am Zeithorizont. Zwischen Arbeit, Artikeln und allgemeinem Alltag bleiben kaum Momente der Ruhe, die mich mein Vorhaben gebührend reflektieren lassen. Zeit, Geschwindigkeit herauszunehmen. Zumindest für einen Augenblick, ein paar wenige Zeilen lang.
Einmal Luft holen.
Innehalten.
Nachdenken.
Über´s Fortgehen und Ankommen.
Heimat ist abstrakt. Fern, letztlich. Das eben ist das Paradoxe an ihr. Sie wird erst in der Ferne körperlich. Sie ist gewissermaßen nur aus der Fremde beobachtbar. Ich bin oft fortgegangen. War nach meinem Schulabschluss monatelang in Russland und der Mongolei allein unterwegs und in der absoluten Weite der Steppe relativiert sich vieles. Letztlich auch der Begriff von Heimat. Heimweh, das hat man, wenn man jung ist, dachte ich lange. Später ist das nicht mehr so. Falsch. Heimweh haben wir immer. Nur ist die Heimat, nach der wir uns jeweils sehnen, eine ganz und gar wandelbare. Wer jemals gereist ist (und ich meine damit nicht das Guinness-Buch der Rekorde-Reisen, wer in welcher Rekordzeit alle Länder der Welt besucht hat), weiß, dass Heimat überall ist. Im unwahrscheinlichsten Winkel finden wir unerwartete Herzlichkeit, Anekdoten, Geschichten, ein Lächeln am Wegrand. Und wir lassen etwas von uns auf jedem Stück des Weges, den wir gehen. I WAS HERE. Wir brauchen die Botschaft nicht in irgendwelche Stämme ritzen oder auf irgendwelche Toilettentüren taggen. Das erledigt schon unser Herz für uns. Indem wir hinausgehen, hinterlassen wir zwingend Spuren. Und das da Draußen hinterlässt Spuren in uns.
Da ist…
Das Schild mitten im Nirgendwo bei -27 Grad in der westlichen Mongolei. Was darauf steht? Keine Ahnung. Wohin es führt? Keine Ahnung. Aber vielleicht zeigt es einfach nur, dass es in der vermeintlichen Leere immer einen Weg gibt, der irgendwohin führt. Dass es keine Sackgassen gibt im Leben. Nur Brücken, Übergänge und – sicher – manchmal Brüche. Aber keine Dead Ends, keine Sackgassen.
Da ist…
Der nervlich strapazierende aber optisch berauschende Augenblick, einer Sturmfront davonzuradeln, irgendwo im Norden Spaniens auf dem langen Weg von Zuhause nach Santiago de Compostela und wieder Nachhause.
Da ist…
Dieser Hund auf einem winzigen Hof und familiären Campingplatz irgendwo in Belgien nach irgendwas über 3.000 km auf dem Sattel, der sich spontan in mein mühsam gebratenes Steak verliebt.
Da ist…
das Glück, draußen zu sein. Den ganzen Tag. Unter der Sonne. Im Regen. Egal. Aber draußen. Auf dem Rad. In eine Richtung fahrend. Immer der Nase nach. Bis sämtliche Körperteile unterschiedliche Pigmentierungen aufweisen.
Da ist…
Der Perspektivwechsel, der alles Reisen bedingt und zugleich ausmacht. Wir müssen raus da. Aus der Tür. Aber auch aus unseren Köpfen.
Da ist…
Der Triumph. Und die Niederlage. Und zu lernen, dass beides nur kognitive Konzepte sind, die keiner Realität entsprechen und deshalb – letztlich – einerlei. Oder, wie Kipling schrieb: To meet with triumph and Disaster / And treat those two impostors just the same.
Und: Das Blumenpflücken am Wegrand nicht vergessen!
Da ist…
Das Fortgehen.
Das Ankommen.
Vor allem aber ist da das Weitergehen. Das Weiterfahren. Angst vor dem Fremden haben, dem Unbekannten, bis es nicht mehr fremd ist. Nicht mehr unbekannt. Bis es Heimat wird. Ein kleines Stückchen Heimat, das wir durch den Weg, auf dem Weg, erfahren und uns zu Eigen machen. So wie sich der Weg selbst uns immer ein wenig zu Eigen macht.
Was wird wohl diesmal sein?
Was werde ich am Nordkap hinterlassen? Und was das Nordkap in mir?
Kategorie: BIKING
Brandneu und eben online gegangen:
EPISODE 2 von RIDE YOUR F**** BIKE! Von Nürnberg zum Nordkap in 30 Tagen in voller Länge auf stahlrahmen-bikes.de!
Wer die vorherigen Episoden verpasst hat…
Hier lang!
Hello, world! Photoshoot, next round!
Back with Photographin Natalia Wrzaszczyk auf dem Trail…öh…in den Tiefen des verlassenen Volksbades…öh…alles falsch. Cut. Neue Szene. Neue Szenerie. Diesmal ganz klassisch mit – nicht bröckelndem – Dach über dem Kopf und Garderobenpuderquastengeruch in der Nase: Shooting im Studio. Mit Licht und Schatten, wie´s beliebt. Mit Schabernack, Blödsinn und Ernst, Lächeln, Grinsen und ganz viel CANYON-Cap. Und natürlich dem brandneuen Schriftzug auf den Armen.
Your round. Our round. Next round.
Photoshoot mit Natalia Wrzaszczyk im 1994 stillgelegten Volksbad Nürnberg. In den 90ern noch Heimat der Techno-Szene, ist das 1911-1913 im Jugendstil erbaute Bad heute verlassen. Der Putz bröckelt von den Wänden, das Licht flackert und bricht sich in den gesprungenen Fließen. Es liegt ein Hauch von Postapokalypse in den Schatten der hohen Hallen – 28 Weeks Later im Frankenland.
Perfekt zum Shredden in kafkaesker Szenerie!
IBC Foto des Tages
*Freude*
Am 20.11.2017 wurde ein Foto von mir (made by Lars Pöpperl) zum IBC Foto des Tages gewählt.
Die Schnapsidee: Ganz in Schale geworfen haben wir ein befreundetes MTB-Paar auf deren Hochzeit überrascht. In fancy dresses … und Fullface.
Der Kontrast: eXTREM.
Die Wirkung: Maximal.
Das fand die IBC wohl auch … und wählte das Foto kurzerhand zum IBC Foto des Tages am 20.11.2017. Danke!
*GanzvielFreude*
Mehr Schnappschüsse von der bik-o-philen Hochzeit hier.
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Genf – Santiago de Compostela – Plymouth – Dover – Nürnberg
3 Monate | 4.500 km | Randonneur & Zelt
April 2016
Die Reise beginnt in Genf. Es geht nach Westen.
Ca. 2400 km auf der Via Podiensis durch Frankreich und Spanien bis nach Santiago de Compostela.
Immer dem Pfeil nach.
Savoir Vivre!
Eis im Wind.
Auf dem Hochplateau des Massif central.
Mai 2016
Ankunft in Saint-Jean-Pied-de-Port. Wo der Weg für die meisten erst beginnt.
Über die Pyrenäen.
1200 hm auf kaum 15 km. Der Roncesvalles Pass. Oben atemlos.
Leere Weiten in Spanien. Kilometer um Kilometer.
Hinter uns der Sturm.
In der Leere dann das Schild:
Noch 497 km.
Die Kilometer ziehen vorüber.
Und endlich.
Santiago.
Danach das Meer.
San Vicente de la Barquera.
Zwei Monate draußen. Tag für Tag.
Juni 2016
24 h Fähre von Santander nach Plymouth. Es nieselt. Und:
Linksverkehr!
Südwestengland ist ein enger Straßentunnel aus meterhohen Hecken.
Dazwischen:
Hin und wieder ein Guckloch ins Land.
Nach Tagen zwischen Hecken endlich: Die Küste!
Heute bleibt der Gaskocher aus!
Von Dover weiter nach Dünkirchen. Und weiter. Immer weiter.
Juli 2016
Brügge sehen und sterben.
Kanäle und Alleen. Alleen und Kanäle.
Und Wind.
Belgien und die Niederlande.
Das Paradies ist in Flandern.
Die Helenahoeve.
Hinter den Kanälen und Alleen dann:
Back in Germany.
Nach 4.500 km und 81 Tagen on the road:
Ankunft an der Jakobskirche in Nürnberg.
Back home!