RIDE WITHOUT BORDERS!

25 Juni, 2018

Ladies Only-Bike Events an jeder Ecke, pinkpastellene Töne im Marketingkonzept der „Ride Beyond Stereotypes“-Aktion des Reisegepäckherstellers Ortlieb, das seine eigenen vermeintlich feministischen Anspruch negiert. Die Ermächtigung der Frau im Bikebetrieb bleibt allzu oft in eben den Stereotypen verhaftet, die sie zu überwinden strebt.
Das alles war bereits im Artikel „#unpink – Der neue Ladies Only-Sexismus“ nachzulesen.
Das hier ist kein weiterer Artikel.
Dies ist ein Aufruf.
An alle Frauen, Männer, Transgender, Kinder, an einfach alle da draußen, die auf einem Bike sitzen wollen und hoch, runter, quer oder queer, zum Bäcker oder zum Ende der Welt radeln wollen.
Warum isolieren wir uns so oft selbst? Warum – und hier kann ich nur aus meiner Warte als Frau nun die Frauen ansprechen – wollen wir denn „unter uns“ fahren? Weil die Jungs „immer schneller“ sind? Weil die Jungs so „mit Ellenbogen fahren“? Weil wir mit den Jungs nicht die gleichen Gespräche führen bzw. Gesprächsthemen haben? Weil wir öfter pinkeln müssen und *hihi kichernd* Kuchenpausen machen wollen und die nicht und die immer so doof über Technik und so reden und „wir“ darüber, ob die Farben unseres Trikots zu unseren Rahmen passen? Wirklich? Das sind alles Klischees, die wir selbst nur allzugern bedienen.
Warum? Weil man es von uns erwartet. Weil man Mädchen nunmal immer noch pinke Puppen schenkt und Jungs blaue Autos.
Aber sind wir nicht längst erwachsen?
Kann es wirklich sein, dass wir nicht irgendwann darüber nachdenken, welch treffende Karikatur unser kulturell erlernten Stereotypen wir oft selbst sind?
Warum isolieren wir uns selbst in geschlossenen Geschlechterkategorien? Weil es bequem ist, weil wir uns wohlfühlen, weil es unseren Bauch streichelt. Wir bewegen uns in geschlechterstereotypen Echokammern. Geil, da kann uns nichts passieren. Da legen wir noch flugs einen pinken Filter drüber und schon ist alles altbekannt.
Klar wollen wir, das sich etwas ändert. Dass Frauen wirklich als so unabhängig auch wahrgenommen werden, wie sie oft schon längst sind. Aber bloß niemanden vor den Kopf stoßen. Wir sollen ja höflich sein und so. Wie das uns die pinke Puppe damals schon gelernt hat.
Nur:
So werden wir nicht schneller oder besser . Schneller und besser werden wir nur, wenn wir mit allen fahren. Und vor allem auch mit den Jungs, die „immer so schnell und viel zu gut fahren“. Versucht doch, wenn ihr auf solche trefft, einfach mal dranzubleiben.
Und weitaus am schlimmsten: So ändert sich nichts. Wir schaffen nur neue Räume der Isolation, in denen wir ein bißchen Independence und Selbstermächtigung spielen. Aber bitte in dem Farbschema, das uns die Gesellschaft vorgegeben hat. Und so bleibt es pink.
Ich sage: Geht raus! Verweigert den reinen Mädelstreff in eurer Stadt, sucht Männer, hängt euch an die dran oder hängt sie ab. Mischt euch, redet, radelt. Vergesst die pinken Puppen und die blauen Autos.
RIDE WITHOUT BORDERS!