Zeltleben
27 Mai, 2023
Zelte sind immer mein Ding gewesen. Schneckenhaus-Orte nomadischer Freiheit, die freilich oft wenig mehr als romantische Illusion ist.
Aber im Moment des Sturms, der außen tobt und des schweren Regens, der prasselt auf die paar Quadratmeter fragiler Zeltplanen-Sicherheit, da trägt die Heimat doch.
Erstaunlich, wie viel Heimat auf kleinsten Raum passt.
Das hat mich immer fasziniert am Zelten. Tausende Kilometer quer durch Europa, tausende Kilometer von Nürnberg zum Nordkap.
Mein Zelt auf dem Rad und mehr ist da nicht, was ich brauche, um mich ganz zuhause zu fühlen. Das trage ich nämlich immer auf dem Rücken oder besser in den Satteltaschen, das Zuhause.
Und bin so auch in der Fremde nie fremd, in der Ferne nie fern. Ich habe immer die Fähigkeit und das Glück gehabt, überall Heimat finden zu können in kürzester Zeit – im sibirischen Hinterland, in der mongolischen Steppe, jenseits des Polarkreises.
Die Heimat meines Zeltes ist eine relative und zugleich eine absolute, eine entwurzelte und entwurzelnde und zugleich so erdende und zutiefst verbindende und verbundene.
Sie ist, am Ende, die einzige, die ich ganz sicher zu brauchen glaube. Ich bin so gespannt, sie meinem Sohn zu zeigen.
