Vom großen Draußen, Brüchen und einem Happy End – DAS WAR 2019

18 Dezember, 2019

Eigentlich hatte ich ja schon 2018 loslegen wollen.

Nach meinem Master-Abschluss und meiner Arbeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni und meiner darauffolgenden Anstellung im Kulturbereich entschloss ich mich 2018, meinen großen Traum zu wagen und den Schritt aus der Sicherheit hinaus in die erstmal furchteinflößend unsicher-prekäre Selbstständigkeit zu wagen – als Autorin, freie Journalistin im Bereich Games und Outdoor und Bike Guide. Ich brach also die Brücken der Sicherheit hinter mir ab und radelte im Mai 2018 los von Nürnberg zum Nordkap in 30 Tagen – um diesem Umbruch in meinem (Berufs)Leben eine radikale Phase der Reflexion vorauszustellen: Denn zumindest für mich denkt es sich nirgendwo so radikal wie auf Reisen alleine, da man auf sich selbst zurückgeworfen ist.

Die knapp 3.500 km von Nürnberg zum Nordkap mit Rad und Zelt hatte ich dann auch tatsächlich in 30 Tagen geschafft. Und war nach meiner Rückkehr mehr denn je überzeugt von der Richtigkeit meiner Entscheidung für die Selbstständigkeit.  Ich ordnete meine Siebensachen, hatte den Businessplan fix und fertig, grünes Licht auf ganzer Linie und vor allem: Richtig heftig Lust auf meinen Lebensentwurf. Entsprechend hoch war dann die Fallhöhe, als ich kaum zwei Monate nach der Rückkehr vom Nordkap im Bikepark Osternohe einen bizarren, absurden und laut Ärzten quasi physikalisch unmöglichen Unfall am Ausstieg der Liftanlage hatte. Tibiakopftrümmerfraktur mit 50 plus Trümmern und Kompartment-Komplikation. Mit viel Glück und einem passionierten und talentierten Chefarzt konnte mein Bein gerettet werden. Mein Traum von der Selbstständigkeit hingegen, vor allem die Arbeit als Bike Guide – war erstmal zu Staub zerfallen.

Es folgten Wochen im Krankenhausbett in kompletter Bewegungslosigkeit nach Wochen unter freiem Himmel in ständiger Bewegung auf meinem Rad. Größer hätte der Kontrast in so kurzer Zeit wohl nicht sein können. Wieder laufen können? Wenn ich Glück hätte, hieß es. Aber nicht mehr wie davor. Es folgte der Rollstuhl. Es folgte viel Dunkelheit. Aber ich hatte Glück. Oder vielleicht hatte ich auch einfach keinen Bock, meinen Traum loszulassen. Oder beides. Ich war jedenfalls auf Krücken und zurück in der Vollbelastung schneller, als die Ärzte gedacht hatten. Und noch schneller zurück auf dem Bike. Vor allem mal aus pragmatischen Gründen: Rennen oder Tanzen, so wie früher, kann ich nicht mehr. Also ist das Radeln jetzt mein Zugang zu Geschwindigkeit, zum Tanz 😊.

Mit einem Jahr Verspätung, nach langer Arbeitsunfähigkeit, wagte ich dann im Frühjahr diesen Jahres endlich den Schritt, der mir aufgrund meines Unfalls ein Jahr zuvor verwehrt wurde und damals von einem Tag auf den anderen in unerreichbare Ferne gerückt schien.

Und was ein Jahr es war, dieses 2019!

Mein erstes Jahr in der Selbstständigkeit. Und ich weiß gar nicht, wo anfangen.

Da waren meine Auftritte und Vorträge zu meiner Reise von Nürnberg zum Nordkap im E-Werk Erlangen, im Babylon Kino Fürth, PZ Kulturraum Lauf, Nachbarschaftshaus Gostenhof und im Neuen Museum Nürnberg sowie zu Gaming- und Outdoorthemen beim Nürnberg Digital Festival, DigIT+ Festival Fürth und Soundhorn Festival.

Da war die Auszeichnung unseres GAIN Magazins, in dessen Redaktion ich sitze, mit dem German Design Award und die kontinuierliche Arbeit an diesem wunderbaren und anspruchsvollen Spielemagazin ebenso wie meine freiberufliche Arbeit für die GameStar und GamePro, die ich immer als besonders wertvoll, da maximal frei und kreativ, empfinde.

Da war die wunderbare Arbeit mit der Kreativ-Combo vom Möbelkollektiv und deren Netzwerk: New Work Week, Buchprojekt, Gamification-Workshop und vieles vieles mehr! Es wird spannend bleiben!

Da war mein persönliches Sommer-Highlight 2019: Der VGN Bahnsommer, der mit feinen Outdoor-Aktionen und Gewinnspieltouren die Menschen der Region aus den Autos in die Züge und ins Abenteuer holen will – direkt vor deren Haustüren und Nasen. Denn: Genau da wartet das Abenteuer! Direkt vor unseren Haustüren, nicht am Ende der Welt. Das ist nicht nur in diesen Umbruchszeiten der Nachhaltigkeit ein großer, ein wichtiger Ansatz.

Da waren erhebende Momente wie die Interviewanfrage durch die dpa zum Thema Games und Postapokalypse. Oder all die wunderbaren Menschen und großen Augenblicke in meinen diesjährigen Fahrtechnikkursen für SIEMENS, Bullhead Bike und Happy Trails. Oder auch als Foto- und Filmsubjekt auf dem Rad für desire lines und Mountainbike Holidays.

Einer der wundervollsten Momente: Die Gründung unserer DIMB IG Nürnberg-Fürth im Oktober 2019. Ich freue mich unheimlich, dass sich so viele begeisterte und engagierte MountainbikerInnen gefunden haben, die den Weg für ein umwelt- und sozialverträgliches Biken auf Open Trails gemeinsam beschreiten und bestreiten wollen. Danke auch für die umfangreiche und positive Presse innerhalb der kurzen Zeit. Auf euch! Auf uns! Auf 2020!

Da waren natürlich auch grauere Momente. Schwierige Zeiten. Wenn das Knie oder eine der zahlreichen Schrauben oder Nägel darin schmerzt. Und die Seele mit ihm, weil sie sich noch erinnert wie das war – dieses Gefühl, einfach losrennen zu können. Oder wenn die Auftragslage mal unsicher ist. Manchmal denkt man halt einfach, wie Häuptling Majestix von den unbeugsamen Galliern, dass einem der Himmel auf den Kopf fällt.

Das Leben nimmt eben keinen linearen Verlauf. Es ist mehr ein Zickzackmuster, mit Brüchen und Löchern und manchmal gähnenden Abgründen ebenso wie mit Gipfelphasen und Himmelhochjauchzen und Flow-Momenten. Das Leben ist in diesem Sinne ein bisschen wie Malen nach Zahlen. Nur, dass die Punkte nicht chronologisch nummeriert sind, sondern meistens wild durcheinander. Erst wenn wir sie am Ende miteinander verbinden, kommt das eigentliche (Sinn)Bild im wahrsten Sinne des Wortes heraus. Unsere Aufgabe ist es, die Punkte zu setzen, die am Ende das Fundament unseres ganz persönlichen Traumschlosses, kurz: unseres Lebensentwurfes, bilden. Klar, wir können nicht alle setzen. Manche liegen nicht in unserer Macht, manche verschieben sich oder zerfallen zu Staub. Aber lasst uns trotzdem schön fleißig weitermalen!

Und 2020?

Wird natürlich weitergemalt!

Ein ganz kurzes Sneak Preview:

Das Jahr wird mit meinem brandneuen Webauftritt by Sebastian Stenz starten. Es folgen Aufritte auf der Radmesse Franken und Freizeit-Messe Nürnberg sowohl als Nora Beyer als auch mit der DIMB IG Nürnberg-Fürth. Es gibt Wiedersehen mit einigen Bekannten, aber auch viel Neues und einige – Noch Psst! – Projekte!

Bis dahin: Ich danke allen wunderbaren Menschen, Kooperationspartnern und Kunden für das (Mit)Malen am Jahr 2019 und allen ein frohes Fest und einen guten Rusch!

Wir sehen uns drüben in 2020!