VGN-BAHNSOMMER: Von Kirschen, Begegnungen und dem Abenteuer
16 Juli, 2019
Nach Wochen der Vorarbeit und vor allem der Vorfreude ging es am 11. Juli endlich los. Die erste Gewinnspieltour des VGN-Bahnsommers! Mit dem leckerköstlich vielversprechenden Titel „Bier, Brot, Bratwurst – Eine kulinarische Schlösserwanderung durchs Nürnberger Land“. GPS-Tracks des VGN Freizeit-Tipps „Schlösser, Schluchten, Schlemmen“, auf dem die Tour basierte, am Vorabend noch auf´s Navi, Erste-Hilfe-Set in den Rucksack (als Mountainbike-Guide und Fahrtechniktrainerin kann man halt auch nicht aus seiner Haut 😉 und los ging´s!
Treffpunkt am Nürnberger Hauptbahnhof um 9:45 Uhr mit den Gewinner*innen der Tour. War ja quasi eine christliche Zeit für einen Donnerstag. Das Wetter hatte auch Erbarmen und verschonte uns mit den subtropischen Hitzetemperaturen der vergangenen Wochen. Stellte uns dann aber vor ganz neue Herausforderungen – aber dazu später mehr. Mikro-Abenteuer erleben. Direkt vor der Haustür. Und das ganz nachhaltig mit dem ÖPNV. Das ist der Plan des VGN-Bahnsommers. Und der vier exklusiven Touren durch die Region, die zu gewinnen sind.
Wie macht man Abenteuer?
Aber wie macht man das denn eigentlich? Das Abenteuer? Irgendwie ist das Abenteuer ja doch immer spontan, überraschend, unerwartet. Kann man das Abenteuer buchen? Kann man das Abenteuer in einem Gewinnspiel gewinnen? Das waren so die Gedanken, die mich in der U-Bahn beschäftigten, als ich zum Treffpunkt am Nürnberger Hauptbahnhof fuhr.
Vierzehn Teilnehmer*innen trudelten dann nach und nach ein. Eine interessante Mixtur aus Jung und Alt, sportlich und genusswandlerisch unterwegs. Nina und Andi Stempfle vom Bierwerk Nürnberg stießen mit selbstgebrautem Bier im Gepäck mit dazu und in Lauf a.d. Pegnitz erwartete uns Hans Fensel von Schloss Oedenberg, der die Tour wie seine Westentasche kannte.
Laufer Unterwelten und fränkische Leckereien
Das Kulinarische im Titel der Tour ist definitiv mit Ausrufezeichen zu denken! In Lauf wartete auf uns ein Weißwurstfrühstück mit Weißwürsten aus der hauseigenen Metzgerei von Schloss Oedenberg samt Bierwerk-Bier. Aber nicht irgendwo. Wir stiegen dazu in die Katakomben unterhalb der Brauerei Dreykorn Bräu hinab. Friedrich Vogel, Inhaber der Brauerei in fünfter Generation nahm uns sogar mit auf eine kurze Führung hinein in die labyrinthische Unterwelt der Kellergewölbe. Vierzehn Meter unter der Erde schlemmt es sich schön abenteuerlich.
Wieder über Tage machten wir uns auf in die Bitterbachschlucht. Die ausgewaschenen Sandsteinfelsen mit zerklüfteten Rissen verloren trotz des durch die Hitze der letzten Wochen versandeten Bachbetts nichts von ihrer imposanten Erscheinung. Der Wanderweg führte am steilen Uferhang entlang. Eine Zeitlang war Gänsemarsch angesagt. Schön konzentrieren auf den wurzeligen Pfad. Über sanft gewellte Hügel und grüne Wiesen folgten wir dem Weg hinauf nach Nuschelberg ins Gasthaus Hallerschlösschen.
Das Abenteuer Stille
In der Bitterbachschlucht und dem schmalen Pfad durch den stillen Wald fiel mir die erste mögliche Antwort auf die Frage danach, was denn Abenteuer überhaupt ist, die ich mir zuvor in der U-Bahn gestellt hatte, ein: Die Momente der Versunkenheit jedes Einzelnen auf den Weg vor den eigenen Füßen. Die Konzentration des Selbst im Jetzt. Und auf die Wurzel direkt vor einem. Der Augenblick der Stille in einer ansonsten angeregt plaudernden Wandergruppe. Das ist eine mögliche Antwort auf die Frage, was denn Abenteuer überhaupt ist: Ich folge dem Weg vor meinen Füßen. Und sonst nichts. Punkt. Keine sorgenhaften Alltagsgedanken, keine Eile im Geist. Hier und Jetzt. Und der Weg vor mir. Da bin ich. Dafür muss man nicht in die Wildnis am Ende der Welt. Dafür reicht schon ein Augenblick in der Bitterbachschlucht direkt hinter Lauf a.d. Pegnitz.
Das Abenteuer am Wegrand
Die erste Antwort? Nun, weil es viele gibt. Gleich danach, kurz vor der Einkehr im Gasthaus Hallerschlösschen, kam eine weitere. Hinter einem Zaun standen dort an der Straße ein paar Kirschbäume, schwer mit reifen Kirschen. Die Kirschbauern sahen unsere Gruppe herankommen und es brauchte genau einen Blickkontakt, ein Lächeln, ein Hallo. Ein geflochtener Korb, randvoll mit saftigen, dunkelroten Kirschen wurde über den Zaun gereicht, unserer Gruppe entgegen: „Wollt ihr probieren? Nehmt!“ hieß es. Und im Nu stand unser Grüppchen da kirschkernspuckend und kauend mit den Kirschbauern zusammen und kam ins Gespräch. Da dämmerte mir eine weitere Antwort darauf, was Abenteuer ist: Reisen kann man planen. Klar. Man macht eine Uhrzeit aus, einen Treffpunkt, eine Route, ein Ziel. Aber das eigentliche Abenteuer, das ist nicht planbar. Das passiert auf dem Weg dazwischen. Mit den Menschen am Wegesrand, mit denen man ins Gespräch kommt. Die einem Kirschen schenken. Und es braucht manchmal nicht viel mehr als ein Lächeln.
Bratwurstgehäck und ein Schäferhund
Im Gasthaus Hallerschlösschen wartete frisch gebackenes Brot der Heroldsberger Bäckerei Volland mit Bratwurstgehäck, wieder von der Metzgerei Schloss Oedenberg, auf uns. Die nette Wirtin erzählte von Freud und Leid des Gastro-Lebens, während ihr verschmuster Schäferhund sich einmal reihum Streicheleinheiten abholte. Auch hier: Die Menschen, jeder mit seiner eigenen Geschichte, jede Geschichte auf seine Weise interessant, machen eine Reise erst zum Abenteuer. Und natürlich all die feinen Hunde, die nur darauf warten, gekrault zu werden ;-). Dieser Gedanke, dass die Menschen, die Begegnungen das eigentliche Abenteuer im Abenteuer sind, begleitete mich die nächste Etappe von Nuschelberg bis Schloss Oedenberg. Bei frischen Bratwürsten fanden wir dort Zuflucht vor dem einsetzenden Regen.
Die letzte Etappe bis Heroldsberg verlief dann im Regen. Outdoor ist halt nicht immer heiter Sonnenschein, auch nicht bei einer kulinarischen Genusstour. Aber trotz oder gerade wegen des Regens herrschte eine einzigartige Stimmung. Die Feuchtigkeit hing wie Wolkenfelder in den Baumwipfeln.
Das Abenteuer VGN-Bahnsommer
Als wir schließlich nach Kaffee und Kuchen (Mjam!) bei der Bäckerei Volland in Heroldsberg in der Gräfenbergbahn saßen und ich dann anschließend wieder in der U-Bahn gen Zuhause, glaubte ich, eine weitere Antwort auf die Frage gefunden zu haben, die ich mir ein paar Stunden vorher an der gleichen Stelle gestellt hatte: Was ist eigentlich Abenteuer?
Eine durch das VGN-Bahnsommer-Gewinnspiel bunt zusammengewürfelte Gruppe verschiedenster Menschen hatte einen Tag zusammen auf Wanderung verbracht. Ich ließ die Gespräche und Begegnungen dieses Tages Revue passieren.
Da war einer, der sich nach einem schweren und traumatisierenden Sportunfall wieder aufs Rad geschwungen hat und die Challenge Roth gefahren ist. Against all odds.
Da war eine, die ihrem Freund ein eigenes Buch gebastelt hat mit den schönsten Bahnhöfen Deutschlands. Weil es das nicht gab und er mal meinte, das wäre doch cool.
Da waren zwei, ursprünglich aus Kasachstan, die zugfahrtversiert sind – die davon erzählen, wie sie früher als Kinder das Zugfahren in der Sowjetunion erlebt haben.
Da war einer, der jetzt schon nachhaltig unterwegs ist – nämlich mit dem VAG Fahrradverleih. Und da gleich auch von eigenen Ideen erzählt, wie man das System noch verbessern könnte.
Da sind eine Handvoll Menschen, die der VGN-Bahnsommer zusammengebracht hat, die alle eine Geschichte zu erzählen haben.
Da waren Kirschbauern am Wegrand, die Kirschen über den Zaun reichten.
Das sind Begegnungen.
Das ist das Abenteuer.
Vielleicht ist das ja die Antwort: Die Menschen sind letztlich das, was das Abenteuer ausmacht.
Als ich an meiner Haltestelle dann schließlich ausstieg, dachte ich noch: Notiz an mich selbst: Einfach mal ein Tagesticket Plus kaufen, sich in Zug, S-Bahn oder Bus setzen und Menschen treffen. Sich gemeinsam auf den Weg machen. Spontan Kirschen essen. Erzählen und zuhören. Das ist Abenteuer.
Was macht da schon das bißchen Regen am Ende?