VGN-BAHNSOMMER: Hopfenanekdoten und Hagelschauer

24 Juli, 2019

Hopfen bringt die Leute zam.
Auf jeden Fall mal die neun Teilnehmer*innen, die sich am 20. Juli 2019 zur zweiten von insgesamt vier Gewinnspieltouren des VGN-Bahnsommers am Nürnberger Hauptbahnhof zum „Genusswandern im Spalter Hopfenhügelland“ trafen. Mit der Regionalbahn ging es nach Roth und von dort aus weiter mit der Freizeitlinie 609 – dem Brombachsee-Express – nach Spalt.

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Mit der Regionalbahn und dem Brombachsee-Express ging es vom Nürnberger Hauptbahnhof nach Spalt

Hopfen – Der Don Juan der Bierzutaten

Im Museum HopfenBierGut hörten wir erstmal alles Wissenswerte über die Historie und auch die aktuelle Situation der Hopfenkultur rund um Spalt. Mit Hans-Josef Ermer, Hopfenbauer und Fremdenführer, hatten wir nicht nur den perfekten Hopfen-Spezialisten an der Hand – er plauderte außerdem aus dem Nähkästchen: Wer amüsante Anekdoten aus dem Hopfenbauer-Alltag wissen will, der ist hier an der richtigen Adresse.
Etwa die Geschichte vom alten Fritz, der genauso viel Hopfen zupfen konnte wie er selbst in bierumgewandelter Form trank.
Oder wusstet ihr, dass eine einzige männliche Hopfenpflanze reicht, um eine ganze Armada weiblicher Pflanzen zu befruchten und dadurch für den Brauprozess unbrauchbar zu machen?
Ziemlich potent, dieser Hopfen.
Kein Wunder, dass der Saumarkt, bei dem sich die Hopfenzupfer traditionell trafen, um, nun ja, die Früchte ihrer Arbeit zu genießen – auf gut deutsch: um zu saufen – 1912 verboten wurde. Die Story dahinter: Im Jahr zuvor waren knapp 500 Zupfer zu insgesamt 850 Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Die wussten damals noch, wie man richtig eskaliert. 100 Jahre nach seinem Verbot wurde der Saumarkt 2012 erstmals wieder gefeiert – diesmal ganz ohne Verhaftungswellen.
Wir zelebrierten die Spalter Hopfenkultur im Anschluss an die Führung mit einer eigenen kleinen Bierverkostung an der museumseigenen Bierbar. Und die feschen Gläser durften wir sogar behalten.

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Ein Prosit auf die Spalter Hopfenkultur. Im Museum HopfenBierGut durften wir Spalter Bier kosten. Mjam

Hopfenträume und Sandsteinschluchten

Nach der Reduzierung der akuten Unterhopfung an der Museumsbar ging es dann aus Spalt hinaus, an im Wind leise rauschenden Maisfeldern und Hopfengärten vorbei auf der Wanderung ins Schnittlinger Loch. Über Stufen führte der Pfad steil bergan zu dem imposanten Naturdenkmal – eine durch Unterwaschungen und Unterspülungen entstandene Sandsteinschlucht mit Felsabstürzen, die an Gletscherspalten erinnern. Oben angekommen führte der Weg über die Anhöhe weiter nach Hagsbronn.

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A bissal Bergsteig-Feeling im Schnittlinger Loch

Im Gasthaus „Zur Frischen Quelle“ wartete gutfränkische Küche auf uns – und der Panoramablick auf das umliegende Hügelland. Auenland made in Franken. Und von wegen die Franken seien grantig. Da wir ein wenig in Zeitstress gerieten, organisierten die Inhaber des Gasthofes kurzerhand drei Autos und fuhren unseren Wandertrupp hinab zur Anlegestelle in Enderndorf am Ufer des Brombachsees. Improvisation ist eben King. Ganz nebenbei erwies sich die Kellnerin, bei der ich mit im Auto saß, als spontane, talentierte Fremdenführerin und erzählte Geschichten von links und rechts am Wegrand.
Einmal mehr der Beweis, dass sich manches Abenteuer eben nicht planen lässt.

Ein bißchen Kreuzfahrt, ein bisschen Sturm

Hopps, raus da und rauf auf die MS Brombachsee.

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Die MS Brombachsee: A weng Kreuzfahrt-Feeling bei uns vor der Haustür

Leinen los, Cappuccino holen und die Beine ausstrecken auf Achterdeck. Wer hätte gedacht, dass man bei uns auf Kreuzfahrt gehen kann? Einmal kurz die Augen schließen, das Gesicht gen Sonne strecken und dem Schiff lauschen, wie es durchs Wasser pflügt. Das Gemurmel der Passagiere und den Fahrtwind im Haar.
Gar nicht übel, Mister Bahnsommer.
So lässt sich´s aushalten.
Fotomaterial für die Insta-Story gab´s dann noch spontan oben drauf. Hinter den Hügeln im Süden ballte sich nämlich ein Gewitterband. Das Licht-Schatten-Hell-Dunkel-Spiel und die Segelboote davor – I like. Wir schafften es sogar noch trockenen Fußes (oder besser: trockenen Decks) zurück an den Strand in Enderndorf und zum 1. Beach Beer Festival bevor der Sturm losbrach. Das erste Craft Beer von NBG IPA kosteten wir dann unter abenteuerlichen Umständen: Mitten drin im Hagelschauer krochen wir kurzerhand mit unters Zelt des Brau-Chefs (und hinderten dieses mit geballter Kraft dann auch am Umkippen). So macht man Abenteuer. Bierverkostung unter erschwerten Umständen. Saufen kann ja jeder.

Himmelherrgottsna

So plötzlich wie der Sturm kam, verzog er sich auch wieder. Und im Abendlicht unter wieder vorbildlich blauem Himmel probierten wir uns noch durch Bierkreationen von bierwerk, Hecht und Ravencraft.
Mjam.

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Im Bier-Bus von Ravencraft – Ein würdiger Abschlus eines geilen Tages!

Perfekt, dass es bis zur Haltestelle der Freizeitlinie danach nur ein paar Meter waren. Zurück im Brombachsee-Express gen Roth und Nürnberg, ein letztes Mal an diesem Tag vorbei an Hopfengärten und Maisfeldern, sprach eine Teilnehmerin aus, was so ziemlich das Fazit des Tages war: „Also, da braucht man echt nicht wegfahren, wo´s hier doch so schön ist“.
Darauf ein Craft Beer.
Und auf den Hagelschauer und das spontane Zeltrettungs-Komitee.
Und auf das Team des Gasthofes „Zur Frischen Quelle“, die spontan ihre Privatautos organisiert haben und sich die Zeit nahmen.
Und auf die Mikro-Adventure-Kreuzfahrt. Und auf die Teilnehmer*innen, die mit Pirat gespielt haben (musste sein, immerhin waren wir auf einem SCHIFF!).
Und auf den alten Fritz, der genauso viel Hopfen gezupft wie er versoffen hat.
Ja, kurz gesagt, Himmelherrgottsna, auf den VGN-Bahnsommer!

Bilder: VGN
Fotografin: Andrea Gaspar-Klein 2019