VGN-BAHNSOMMER: Hitze, Hohenzollern und Helmselfies
31 Juli, 2019
Pokemon GO? Schon mal gehört, oder?
Aber warum eigentlich irgendwelchen Fabelwesen hinterherjagen, wenn die historische Realität letztlich viel spannender ist?
Die Geschichte der Hohenzollern etwa – eine Geschichte von Aufstieg und Fall und der bemerkenswerten Ausbreitung einer Herrscherfamilie über – für damalige Zeit – extreme Distanz hinweg. Game of Thrones in realita – nur halt ohne Drachen. Aber dafür mit einer ganzen Menge Interaktivität. Das ist der ErlebnisRadweg Hohenzollern, der sich von Nürnberg bis nach Ansbach quer durch die Region schlängelt.
Geschichtsstunde im Stil von Pokemon GO
Aber sterile Schautafeln waren gestern. Der ErlebnisRadweg Hohenzollern macht Geschichte interaktiv erlebbar. Gleichnamige App runterladen, Marker finden und scannen und los geht´s in 3D und Augmented Reality auf interaktive Zeitreise. Auf der Gewinnspieltour des VGN-Bahnsommers „ErlebnisRadweg Hohenzollern – Eine interaktive Zeitreise mit Augmented Reality“ haben wir uns am 26. Juli auf Entdeckungstour gemacht.
Mit sieben Teilnehmer*innen jeden Alters und Hintergrundes trafen wir uns morgens am Nürnberger Hauptbahnhof. Samt Rädern. Und das war – für mich als Bike Guide und Fahrtechnik – schon das erste Highlight ;). Eine Teilnehmerin kam mit einem Oldschool Scott-Mountainbike, welches das Bikerherz höher schlagen ließ! #love
Geschichte zum Anfassen
Mit der S-Bahn machten wir uns auf nach Fürth und wurden von Joanna Bacik vom Landratsamt Fürth mit Brezeln (Lecker!) und Max Keck, Museumspädagoge der Burg Cadolzburg, am Fürther Hauptbahnhof empfangen. Hier starteten wir direkt in die Abenteuertour Vergangenheit.
Mitten in der Fürther Fußgängerzone wartete nämlich die erste ErlebnisRadweg-Station auf uns: Der Dreiherrschaftbrunnen. Er stellt die über lange Jahrhunderte herrschende Trias in Fürth dar: Bischof (Dompropstei Bamberg), Markgraf (von Brandenburg-Ansbach) und Patrizier (Reichsstadt Nürnberg). Wie es sich für ein historisches Game of Thrones gehört, herrschten die drei Instanzen freilich nicht friedlich nebeneinander, sondern lagen in ständigem Clinch miteinander. Davon berichtet dann auch der Erzähler der App, als wir den Marker per Mobiltelefon scannen und den Brunnen in 3D auf unseren Displays hin und her drehen. Geschichte zum Anfassen statt starre Infotafeln – nice!
Geschichte im Schatten der Trauerweide
Nach dem Trubel in der Fußgängerzone und der dort in den Häuserschluchten stehenden Hitze war es eine Wohltat, als wir schließlich in den Pegnitzgrund hinunter radelten und uns aufmachten gen Veitsbronn – dem nächsten Halt unserer Tour.
Immer an der Pegnitz, dann der Regnitz, schließlich der Zenn, entlang, über weite Felder und durch das ausgedehnte Land, den Fahrtwind im Gesicht.
So lässt sich Abenteuer (er)leben!
In Veitsbronn machten wir Pause mit – bei der Hitze umso erfrischenden – kühlen Getränken. Im Schatten einer Trauerweide erzählte uns Max Keck, Museumspädagoge der Burg Cadolzburg Interessantes und Wissenswertes über die Hohenzollern, bevor es weiter an der Zenn entlang ging nach Langenzenn. Dort kehrten wir im Biergarten Oase, direkt am Zennufer, ein und stärkten uns bei Bratwürsten, Radler und Kartoffelsalat, bevor es losging zur letzten Etappe nach Cadolzburg.
Saharatour mitten in Franken
Was eine Hitze.
Zu diesem Zeitpunkt war das Thermometer schon weit über die Dreißig-Grad-Marke gekrochen und die Luft flirrte am Horizont hinter den Maisfeldern.
Aber wir waren dank Joanna Bacik mit genug Wasser für eine Sahara-Expedition gerüstet. Und so fühlten sich die letzten Meter hinauf auf die Burg Cadolzburg dann schließlich auch an. Respekt an uns alle an dieser Stelle. Das war echt mal ein Mikro-Abenteuer – Saharatour mitten in Franken. Oben auf dem Burgberg angekommen hatten wir uns ein Eis im Eiscafé Loisl´s dann redlichst verdient. Bei köstlich-kühlem Eis und im Schatten des Eiscafé-Gartens kühlten die Köpfe dann wieder weit genug ab, um bereit zu sein für die exklusive Führung in der Burg Cadolzburg.
Helmselfies auf der Cadolzburg
Erlebnisburg Cadolzburg – so heißt es. Und das ist sie tatsächlich! Auf der Burg trug sich das interaktive, haptisch fokussierte und auf Erlebnis basierende Konzept der ErlebnisRadweg Hohenzollern-App weiter fort. Statt mit sterilen Schautafeln bekamen wir hier einzigartige Einblicke in das Spätmittelalter für alle Sinne. Wir durften Probeliegen in Herrschaftsbetten und auf Strohsäcken für die Dienerschaft. Wir probierten Süßigkeiten, die nach Vorbild des Spätmittelalters erstellt wurden (Zuckerkümmel!) und rochen uns per Geruchsproben durch die mal anziehende, mal abstoßende Geruchsvielfalt der Vergangenheit. Ja, wir durften sogar Kettenhemden und Lederpanzer anprobieren.
Und Ritterhelme! Klar, dass dabei die mit Abstand geilsten Selfies des VGN-Bahnsommers entstanden sind (Ritterhelm-Selfies!!).
Wir lernten ganz spielerisch eine Menge über die Geschichte der Hohenzollern im Besonderen und über das alltägliche Leben im Spätmittelalter im Allgemeinen. Interaktiv per Anfassen, Anprobieren, Erkunden, Erriechen, Erfahren. Am eigenen Leib. So lernt man Geschichte! Mit VR-Brille nahmen wir in Ego-Perspektive Teil an einem Ritterturnier, traten in einem Punching-Spiel über eine LED-Wand gegeneinander im Tjost an und lachten, bis uns die Bäuche wehtaten.
Freundschaften
Lachen verbindet bekanntlich. Und diese dritte und vorletzte Gewinnspieltour des VGN-Bahnsommers stand ganz im Zeichen des Lachens. Auch das ist das Abenteuer. Oder vielleicht vor allem das. Neue Menschen kennenlernen. Mit Fremden Lachen. Gibt es nicht das Sprichwort, dass ein Lachen aus Fremden Freunde macht? Wenn nicht, dann habe ich das jetzt erfunden (Patent! Call dibs, wie es im How I Met Your Mother-Slang heißt 😉 – bitteschön, gern geschehen. Das jedenfalls ist eindeutig das Fazit dieser Tour: Über gemeinsames interaktives Erleben von Geschichte ist gewissermaßen der Spieltrieb in uns (wieder)erweckt worden und da wir spielen, lachen wir auch. Das ist die Leistung des ErlebnisRadwegs Hohenzollern und der Führung auf der Burg Cadolzburg. Wir haben gemeinsam gelacht, bis wir nicht mehr konnten. Und dabei noch was gelernt. Oder vielmehr – genau deswegen was gelernt. Jetzt gehen wir erstmal nächste Woche zusammen ein Bier trinken und weiterlachen.
Lieber VGN-Bahnsommer – vielen Dank für dieses Abenteuer: Neue Freundschaften!
Bilder: VGN
Fotografin: Andrea Gaspar-Klein 2019