VGN-BAHNSOMMER: Am Ende aller Abenteuer
1 August, 2019
VGN-Bahnsommer: Wir haben uns durchs Nürnberger Land geschlemmt, haben im Spalter Hopfenhügelland auf der MS Brombachsee den Freibeuter in uns entdeckt, haben uns auf unseren Rädern auf dem ErlebnisRadweg Hohenzollern auf interaktive Zeitreise begeben und uns bei Ritterhelm-Selfies die Bäuche wund gelacht und haben, kurz gesagt, den VGN-Bahnsommer in vollen Zügen genossen.
Knapp drei Wochen voller Gewinnspieltouren, Trubel, Action, Schlemmereien und Outdoor-Erlebnissen. Wir haben uns auf die Suche nach dem Abenteuer gemacht und es direkt vor unserer Haustür und unseren Nasen gefunden.
Währenddessen habe ich ihm in meinen Texten immer wieder nachgespürt: dem Kern, dem Herz des Abenteuers. Und es bei Kirschbauern am Wegrand gefunden, die uns Kirschen mit einem Lachen schenkten. Einen Blick auf es erhascht im aufziehenden Sturm auf dem Brombachsee. Spuren von ihm gefunden im gemeinsamen Lachen auf der Cadolzburg bei Ritterhelm-Selfies, die aus Fremden plötzlich Freunde machte.
Vielfältig ist es, das Abenteuer.
Es hat so viele Gesichter wie wir Tage im Jahr haben, es erleben zu können. Dreihundertfünfundsechzig genau.
Aber irgendwas hat gefehlt.
Auf den Touren fanden wir Splitter des Abenteuers – aber ein Aspekt blieb bislang unberührt. Ohne, dass ich genau hätte sagen können, welcher das sei. Hier nun, bei der allerletzten Gewinnspieltour des VGN-Bahnsommers 2019 „Stand Up Paddling auf der Altmühl mit dem Adventure-Professor“ am 27. Juli fiel es mir nun endlich ein.
Bretter, die die Welt bedeuten
Aber von Anfang an. Los ging es, wie bei allen Gewinnspieltouren zuvor, am Nürnberger Hauptbahnhof. Unser SUP-Guide – Deutschlands erster Adventure-Professor und Outdoor-Veteran Prof. Dr. Manuel Sand stieß dort bereits zu uns.
In einer kleinen Gewinnspielgewinnerinen-Abenteuergruppe fuhren wir im bei dem dampfigen Wetter angenehm klimatisierten Regionalexpress nach Treuchtlingen. Am nahegelegenen Altmühl-Ufer wartete bereits ein Frühstück auf uns – Danke an Stefanie Grucza von der Stadt Streuchtlingen für die wundervolle Organisation, die leckeren Croissants und Brezeln und alles Herzblut! Manuel Sand und Oliver Gruber von der Supkommune machten uns dann mit unseren Reittieren für den Tag bekannt: Etwa drei Meter lange, aufblasbare Stand Up Paddling-Boards.
Schaut auf den ersten Blick ziemlich furchteinflößend riesig und unhandlich aus, wenn man noch nie auf einem stand. Entsprechend aufgeregt waren die SUP-Neulinge unter uns.
Frau über Board!
Perfekt, dass die Altmühl als der langsamste Fluss Bayerns gilt. Da kann ja nicht viel passieren. Denkste. Der Fluss hat einen derzeit so niedrigen Wasserstand, dass wir immer wieder seichte Stellen querten, an denen die Finnen unserer Boards kurzerhand hängen blieben und den nichtsahnenden SUP-Paddler stehenden Fußes bockig nach vorne abzuwerfen drohten.
Und so hieß es mehr als einmal: Frau über Board! Aber bei den Temperaturen wartete man quasi sehnlichst darauf, dass einen das Board einmal wieder ins kühle Nass warf. Also alles halb so wild. Die ersten Flusswindungen, Kehren und Querströmungen kämpften wir mit der Balance, der Bockigkeit unserer Boards und dem ungewohnt überdimensionierten Paddel. Gelächter inklusive.
Ein besonderes Highlight war außerdem unsere Fotografin, die aus kameraschonenden Gründen statt per SUP per aufblasbarem Kanu (namens „Atze“) mitpaddelte und uns mit gewagten Wendemanövern (Alles für den Money Shot) vor lauter Lachen vom SUP fallen ließ. Die ersten Kilometer auf dem Fluss waren nass. Und heillos lustig.
Am Ende aller Abenteuer oder The Last Ingredient
Auf etwa halber Strecke zwischen Treuchtlingen und Pappenheim – unserem Ziel“hafen“ – machten wir Pause. Aussteigen vom SUP gestaltete sich als gar nicht so einfach und trockenen Fußes kam dann auch fast niemand an Land. Aber bei den Temperaturen – wen kümmert´s? Nachdem wir uns gestärkt hatten (lecker Croissants und Apfelschorle) ging es zurück auf´s Wasser. Beinahe unmerklich setzte eine interessante Verwandlung ein: Nachdem die ersten Unsicherheiten überwunden, die Balance gefunden und eine gewisse Paddelschlag-Handwechsel-Routine einsetzte, fand jede und jeder sein Tempo.
Schlag, Wechsel, Schlag, Wechsel.
Und immer so weiter.
Stetig, langsam voran. Dem Fluss nach.
Die Gespräche wurden stockender, die Augen verträumter, nach innen gewandter. Wir schienen eins mit dem SUP zu werden – oder vielmehr, mit dem Fluss unter uns.
Und auf einmal dämmerte mir, was es war, jenes letzte Element, die letzte Zutat, the last ingredient, des Abenteuers: Die Stille des Flow. „Medidativ“ sei es, dieses Paddeln, Dahintreiben auf dem ruhigen Fluss, so drückte es eine Teilnehmerin aus. Und treffender kann man es wohl nicht fassen.
Wir hatten jenen sagenumwobenen Zustand erreicht, den man Flow nennt.
Über kurze seichte Stellen navigierend, von azurblauen Libellen und sogar einem Eisvogel begleitet, entlang grüner Wiesen und tief hängender Trauerweiden, folgten wir dem langsamen Strom, wie er sich durch das Tal dahin wand. Ganz in der Stille und Absolutheit des Hier und Jetzt, des Augenblicks, Paddelschlag für Paddelschlag.
Pantha rei, heißt es im Altgriechischen – „Alles fließt“. Und Heraklit hatte recht damit. Die Stimmung hatte sich geändert – von der Aufregung am Anfang, das erste Mal auf einem SUP zu stehen und dieses unter Kontrolle zu halten, jetzt schließlich zu einer tiefen Ruhe, einem besinnlichen, ja eben medidativen, Sein im Jetzt.
Eine tiefe Ruhe war eingekehrt, als wir schließlich in Pappenheim von Board gingen und uns auf die Rückfahrt mit der Regionalbahn nach Nürnberg machten. Mir zumindest schien es fast so, als hätte mir der Fluss-Flow die Atemwege freigespült, als könnte ich tiefer Luft holen als im sonstigen Trubel des Alltags.
Am Ende des VGN-Bahnsommers, mit dieser letzten Gewinnspieltour, fanden wir den letzten Splitter, das, was vielleicht der Gipfel jedes Abenteuers ist: Den Flow. Passend: Im Fließen des langsamen Flusses. Und das ganz ohne ans Ende der Welt reisen zu müssen, in exotische Ferne und abgelegenste Gebiete.
Direkt vor der Haustür wartete dieses Mikro-Abenteuer.
Direkt vor unseren Nasen fanden wir den Flow.