Frauen im Ehrenamt: Hier läuft was schief
18 August, 2022
Frauen im Ehrenamt: Hier läuft was schief
Fast wäre das Radfahren unter die Räder gekommen. Als ich 2019 die lokale MTB-Interessenvertretung DIMB IG Nürnberg-Fürth gegründet habe, war ich Feuer und Flamme fürs Ehrenamt. Damals schon mein zweites, neben meiner ehrenamtlichen Arbeit beim GAIN-Magazin.
Ich steckte alles rein, was ich hatte. Zeit, Energie, Nerven. Irgendwann begann ich, die Stunden täglich aufzuschreiben, die ich für die Vereinsarbeit aufwandte. Für Telefonate, Mails, Posts, Gespräche, Korrespondenzen mit Forst, Politik, anderen Vertretungen, MTBler:innen.
Zeit, die mir woanders abging. Als Selbständige merkte ich das schmerzhaft finanziell.
Was als Ehrenamt begann, wurde zum Teilzeit- dann Vollzeitjob.
Um die #hometrails #schmausenbuck vor dem Abriss zu bewahren. Was am Ende auch gelang. Jetzt sind die Trails geschützt, es gibt ein offizielles Trailnetz mit Leuchtturm-Wirkung über die Region hinaus. Das ist positiv, das ist unglaublich.
Für mich hatte es am Ende nur noch fade Beigeschmäcker: Die vielbeschworene Positivität und das Engagement der MTB-Community ist in meiner Erfahrung während des Ehrenamts nicht viel mehr als eine traurige Illusion: Viel Show, wenig wirkliches Engagement und Arbeit.
Toxische Begegnungen, vor allem mit patriarchalen Logiken und Dynamiken sind an der Tagesordnung. Shit-Stürme tagtägliches Brot – ich würde das nur machen, um mich zu bereichern (der facto hatte ich teilweise massive finanzielle Einbußen wegen meiner ehrenamtlichen Arbeit), um mich wichtig zu machen (de facto habe ich lange Zeit vom kompletten Mailverkehr, den Gesprächen mit Entscheidungsträgern über PR bis hin zu Social Media alles zum Großteil alleine gemacht – das durfte aber nicht laut gesagt werden, weil ich mich dann ja wichtig machen wollte) etc.
Ich habe fast zu spät die Reißleine gezogen. Ich kam nicht mehr selbst zum Biken, war nur noch gestresst, hatte fast eine Frühgeburt.
Das ist kein Ehrenamt wert. Und schon gar keines für eine in seinen Grundzügen so unwichtige und konsequenzlose Sache wie das Mountainbiken.
Ich bin davon überzeugt, dass es anders gelaufen wäre, wenn ich nicht eine (junge) Frau gewesen wäre. Es wäre höchste Zeit, die Erfahrungen von Frauen (und anderen marginalisierten Gruppen) im Ehrenamt aufzuarbeiten.